Geschichtliche Entwicklung der Sonnenschutzbrille


Neben der Pupillenkontraktion schützt auch das Zusammenkneifen der Augenlider vor Blendung und UV-Strahlung. Diese Erkenntnis führte vermutlich zur Entwicklung der sogenannten Schlitzbrille. Die hölzerne Schlitzbrille der Eskimos gehört zu den frühesten Zeugnissen eines Sonnenschutzes durch Brillen. Ihre engen Sehschlitze ermöglichten auch dort blendungsarmes Sehen, wo Schnee und Eis das Sonnenlicht bis zu 80% reflektieren

Foto: Fa.ZEISS
Eine zeitliche Zuordnung für die Schneebrille der Eskimos ist mir leider nicht möglich.

Bereits Ende des 15. Jahrhunderts wurden Brillen zum Schutz vor der Sonne mit farbigen Brillengläsern versehen. Darüber berichtet der Dresdner Brillenforscher Professor Albert von Pflugk (1866-1946):
"Es waren meist grüne Brillengläser, die als Schutzgläser Verwendung fanden. Man hielt eben die grüne Farbe, die Farbe der Wiesen und Wälder, für besonders angenehm für die Augen. Aber auch blaue Gläser wurden bevorzugt, weil man die blaue Farbe des Himmels als ´augenstärkend´ ansah."

Im Jahre 1797 entwickelte der Engländer Johan Richardson eine Korrektionsbrille, die durch das Aufschieben dunkler Gläser zur Sonnenbrille avancierte. Wer jedoch glaubt, die Sonnenbrille wäre zu jener Zeit Privileg des Adels und der besseren Kreise gewesen, befindet sich im Irrtum. Der Hoch- und Geldadel bevorzugte Sonnenschirme und breitkrempige Hüte, um sich die vornehme Blässe zu bewahren und die Augen vor dem Blenden zu schützen.

Noch im 19. Jahrhundert behaupteten sich die blauen Gläser. Sie verloren erst ihre Vorherrschaft, als man erkannte, dass sie keinen Schutz gegen die unsichtbaren ultravioletten Strahlen boten, die "mit den sichtbaren Sonnenstrahlen in unser Auge gelangen und gesundheitliche Schäden verursachen können".
1905 gelang Josef Rodenstock mit den gelbgrünen Sonnenschutzgläsern "Enixantos" ein erfolgreicher Schritt in der Entwicklung der Sonnenbrille. Man empfahl sie als Schutzgläser, "auf Reisen, bei Wanderungen in Schneelandschaften, auf Gletschern und hellen Straßen. Außerdem natürlich für Automobil- und Radfahrer sowie für Jäger, sowohl zum Schutz der Augen als zum deutlicheren Erkennen entfernter Gegenstände, besonders auch bei Nebel und in der Dämmerung".

Die Gläser wurden in Ohrenbrillen, aber auch Pincenez (Kneifer) eingesetzt. In der Folge galten die blauen, grünen, grauen und gelben Gläser als ungeeignet, da sie die natürlichen Farben zu stark verfremdeten und den Augen keinen wirklichen Schutz boten.
Im Jahre 1912 wies der Züricher Professor für Augenheilkunde A. Vogt nach, dass weniger die in den Sonnenstrahlen enthaltenen unsichtbaren UV-Strahlen dem Auge schaden, sondern eher die ebenfalls im Sonnenlicht enthaltenen unsichtbaren Wärmestrahlen, die als ultrarot (heute: Infrarotstrahlen) bezeichnet wurden. Zum Schutz gegen diese entwickelte ZEISS das Uropunktal-Glas. Dem folgte das braungraue Umbral-Glas, ebenfalls von Zeiss, das nicht nur schädliche ultraviolette und ultrarote Strahlen absorbierte, sondern es dämpfte auch blendende sichtbare Sonnenstrahlen. Es ist mit einer dicken graubraunen Glasschicht gleichmäßig versehen, die den Vorzug besitzt, einen natürlichen Farbeindruck zu vermitteln.

Den modischen Rahmen setzten Celluloid Fassungen und die runde Pex Brille, in die Sonnenschutzgläser eingepaßt wurden.
Der Aufwand für die Sonnenbrille hielt sich entsprechend der Absatzerwartung noch in Grenzen. Fassungen aus Celluloid wurden ohne Nasenbett und ähnliche Annehmlichkeiten samt der Scharniere flach gepreßt und mit Bügeln ohne eingearbeitete Metalverstärkung versehen.

Ihren ersten Boom erlebten die Sonnenbrillen in den 20er Jahren, als sportliche Betätigungen unter freiem Himmel en vogue wurden. Tennisspielen, Segeln, Bergsteigen und Skifahren setzten einen Blendschutz einfach voraus. Sonnenbrillen wurden zum Symbol für Fitness, Gesundheit, Erfolg und Jugendlichkeit.


Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwanden die grünen Brillengläser allmählich, und es kamen stattdessen blaue Gläser in Mode. Großen Anteil an deren Verbreitung hatte der Berliner Augenarzt Ludwig Böhm (1814-1869), der den blauen Gläsern nicht nur Lichtschutzwirkung, sondern heilende Eigenschaften für die Augen zuschrieb. „Das blaue Licht gibt die Deutlichkeit, die Ferne, die Nähe, die Ausdauer und beseitigt den Schmerz“, schrieb er. Unter dem Einfluß dieser Behauptungen setzten sich die blauen 'Erholungsbrillen' schnell durch. Der Mediziner und Brillenforscher Richard Greef (1862-1938) berichtet: „In meiner Jugend sah man bei Gesunden und Augenkranken eigentlich nur noch große, gebogene dunkelblaue 'blitzblaue' Schutzgläser“. Aber auch der Spott der Zeitgenossen blieb nicht aus. Im Jahre 1868 erschien zum Beispiel eine „Humoristische Novelle“ mit dem Titel: „Hinter blauen Brillen“, die auf ironische Art und Weise über das Leben und Treiben in einer bekannten Augenklinik berichtete. Auch der Augenarzt Ludwig Mauthner äußerte 1876 über die blauen Brillen: „[...] es läßt sich nicht läugnen, man ist zu weit gegangen. Sarkastisch beginnt der jetzige Nestor der Ophthalmogen, Jüngken, seine letzte Schrift von der Augendiätetik, mit der Bemerkung, dass sowie man von Salzburg, wo man Niemand ohne Regenschirm sieht, scherzhafterweise sagt, die Kinder würden dort mit dem Regenschirme geboren, man in gleicher Weise von Berlin sagen könnte, dass daselbst die Kinder bereits mit blauer Brille zur Welt gebracht würden.“102 Von medizinischer Seite blieb die Verwendung blauer Gläser nicht lange unangefochten. Erste Kritik wurde aus Paris von dem französischen Augenarzt Fieuzal (1837-1888) laut. Er hielt besonders das kurzwellige, von den blauen Gläsern durchgelassene Licht für augenschädigend und empfahl stattdessen gelbgetönte Gläser.103 Diese gelben Gläser kamen zu besonderen Ehren, als der Stockholmer Augenarzt Johann Widmark (1850-1909) nachweisen konnte, daß im wesentlichen die kurzwelligen ultravioletten Strahlen schädlich für das Auge sind. Unter diesem Gesichtspunkt entstanden bald verschiedene Arten gelbgrüner Schutzgläser, zum Beispiel die sogenannten „Hallauer-Gläser“, die von der Firma Nitsche & Günther in Rathenow hergestellt wurden.104 Gleichzeitig mit den blauen und gelben Gläsern kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch rauchgraue, sogenannte „Smoke“-Gläser zur Anwendung.105 Im Jahr 1912 schließlich wies der Schweizer Augenarzt A. Vogt die Schädlichkeit langwelliger, ultraroter Strahlung für die Augenlinse nach. Nun wurden Schutzgläser entwickelt, die speziell diese Strahlung zurückhielten. Auf diesem Wege entstand das „Uropunktal“-Glas der Firma Zeiss. Die bahnbrechenden Forschungen auf den Gebieten der Augenmedizin und Brillenglasentwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkten sich also auch auf die Entwicklung von Schutzgläsern ohne optische Wirkung aus. Zum ersten Mal konnten jetzt Gläser mit genau definiertem Absorptionsvermögen hergestellt werden. So bot beispielsweise die Firma Zeiss die graubraunen Umbral-Gläser wahlweise mit 25, 50 oder 70% Absorption an. Die Umbral-Gläser hatten zudem den Vorzug, daß auch Fehlsichtige sie verwenden konnten: Die absorbierende Schicht war nämlich auf ein neutrales Trägerglas aufgebracht, das unterschiedlich geformt sein konnte.106 Damit war ein Problem gelöst, das verschiedene Optiker schon im 18. Jahrhundert beschäftigt hatte: die Frage, wie Brillenträger ihre Augen vor zu starkem Licht schützen konnten. Die Fertigung korrigierender Brillengläser aus farbigem Glas war nämlich problematisch, weil Randund Mittelbereich der Gläser wegen ihrer unterschiedlichen Dicke eine verschieden starke Färbung aufgewiesen hätten. Eine elegante Lösung war die Doppelbrille, die der Engländer John Richardson 1797 entwickelte. Flache Schutzgläser konnten nach Bedarf seitlich vor die korrigierenden geklappt werden. Als Reise- oder 'Eisenbahnbrille' fand diese Brillenform gegen Ende des 19. Jahrhunderts große Verbreitung. Nach einem ähnlichen Prinzip funktionierten Vorhänger aus getöntem Glas, die vor die korrigierenden Brillengläser geschoben wurden, und die bis heute in ähnlicher Form gebräuchlich sind. Die entscheidende Lösung für eine Verbindung von Lichtschutzfunktion mit optischer Wirkung waren schließlich die sogenannten „Überfangläser“, bei denen eine gefärbte mit einer farblosen Glasschicht übereinanderliegend verbunden war. Gläser nach diesem Prinzip waren auch die bereits erwähnten Umbralgläser von Zeiss.107 Sonnenschutzgläser für Fehlsichtige werden bis heute nach diesem Prinzip hergestellt und verwendet.108 In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden außerdem selbsttönende, 'phototrophe' Gläser entwickelt. Diese passen sich automatisch an eine Veränderungen der Helligkeit an. Auch hier erfolgt der Verdunklungseffekt durch eine lichtempfindliche Schicht, die auf das Brillenglas aufgebracht wird.109 Gleichgültig aber in welchem Farbton, ob selbsttönend oder durchgefärbt, ob mit oder ohne optische Wirkung: Sonnenbrillen sind seit den 20er Jahren dieses Jahrhunderts die am häufigsten verwendeten Brillen überhaupt. ......

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Über Jahrhunderte behaupteten grüngetönte Gläser bei Lichtschutzbrillen das Feld. Es gab allerdings auch Kritiker, die sich gegen diese Brillen aussprachen. Georg Christoph Lichtenberg zum Beispiel verurteilte die grünen Brillen 1791: „unnütz und schädlich“. Er räumte zwar ein, daß Grün „eine sanfte und angenehme Farbe“ sei, „aber nicht die Farben der Gegenstände, die man durch grüne Brillen ansieht. Sie geben allen Farben, das Weiße und Grüne ausgenommen, ein unangenehmes und schmieriges Ansehen, und werden sie abgenommen, [...] so erhalten die Gegenstände ein blendendes, anfangs sogar rötliches Aussehen, welches den Augen schadet. Auch in dieser Erfindung ist also mehr guter Wille als Verstand.“ Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwanden die grünen Brillen allmählich, und es kamen stattdessen blaue Gläser in Mode. Großen Anteil an deren Verbreitung hatte der Berliner Augenarzt Ludwig Böhm (1814-1869), der den blauen Gläsern nicht nur Lichtschutzwirkung, sondern heilende Eigenschaften für die Augen zuschrieb. „Das blaue Licht gibt die Deutlichkeit, die Ferne, die Nähe, die Ausdauer und beseitigt den Schmerz“, schrieb er.99 Unter dem Einfluß dieser Behauptungen setzten sich die blauen 'Erholungsbrillen' schnell durch. Der Mediziner und Brillenforscher Richard Greef (1862-1938) berichtet: „In meiner Jugend sah man bei Gesunden und Augenkranken eigentlich nur noch große, gebogene dunkelblaue 'blitzblaue' Schutzgläser“.100 Aber auch der Spott der Zeitgenossen blieb nicht aus. Im Jahre 1868 erschien zum Beispiel eine „Humoristische Novelle“ mit dem Titel: „Hinter blauen Brillen“, die auf ironische Art und Weise über das Leben und Treiben in einer bekannten Augenklinik berichtete.101 Auch der Augenarzt Ludwig Mauthner äußerte 1876 über die blauen Brillen: „[...] es läßt sich nicht läugnen, man ist zu weit gegangen. Sarkastisch beginnt der jetzige Nestor der Ophthalmogen, Jüngken, seine letzte Schrift von der Augendiätetik, mit der Bemerkung, dass sowie man von Salzburg, wo man Niemand ohne Regenschirm sieht, scherzhafterweise sagt, die Kinder würden dort mit dem Regenschirme geboren, man in gleicher Weise von Berlin sagen könnte, dass daselbst die Kinder bereits mit blauer Brille zur Welt gebracht würden.“102 Von medizinischer Seite blieb die Verwendung blauer Gläser nicht lange unangefochten. Erste Kritik wurde aus Paris von dem französischen Augenarzt Fieuzal (1837-1888) laut. Er hielt besonders das kurzwellige, von den blauen Gläsern durchgelassene Licht für augenschädigend und empfahl stattdessen gelbgetönte Gläser.103 Diese gelben Gläser kamen zu besonderen Ehren, als der Stockholmer Augenarzt Johann Widmark (1850-1909) nachweisen konnte, daß im wesentlichen die kurzwelligen ultravioletten Strahlen schädlich für das Auge sind. Unter diesem Gesichtspunkt entstanden bald verschiedene Arten gelbgrüner Schutzgläser, zum Beispiel die sogenannten „Hallauer-Gläser“, die von der Firma Nitsche & Günther in Rathenow hergestellt wurden.104 Gleichzeitig mit den blauen und gelben Gläsern kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch rauchgraue, sogenannte „Smoke“-Gläser zur Anwendung.105 Im Jahr 1912 schließlich wies der Schweizer Augenarzt A. Vogt die Schädlichkeit langwelliger, ultraroter Strahlung für die Augenlinse nach. Nun wurden Schutzgläser entwickelt, die speziell diese Strahlung zurückhielten. Auf diesem Wege entstand das „Uropunktal“-Glas der Firma Zeiss. Die bahnbrechenden Forschungen auf den Gebieten der Augenmedizin und Brillenglasentwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkten sich also auch auf die Entwicklung von Schutzgläsern ohne optische Wirkung aus. Zum ersten Mal konnten jetzt Gläser mit genau definiertem Absorptionsvermögen hergestellt werden. So bot beispielsweise die Firma Zeiss die graubraunen Umbral-Gläser wahlweise mit 25, 50 oder 70% Absorption an. Die Umbral-Gläser hatten zudem den Vorzug, daß auch Fehlsichtige sie verwenden konnten: Die absorbierende Schicht war nämlich auf ein neutrales Trägerglas aufgebracht, das unterschiedlich geformt sein konnte.106 Damit war ein Problem gelöst, das verschiedene Optiker schon im 18. Jahrhundert beschäftigt hatte: die Frage, wie Brillenträger ihre Augen vor zu starkem Licht schützen konnten. Die Fertigung korrigierender Brillengläser aus farbigem Glas war nämlich problematisch, weil Randund Mittelbereich der Gläser wegen ihrer unterschiedlichen Dicke eine verschieden starke Färbung aufgewiesen hätten. Eine elegante Lösung war die Doppelbrille, die der Engländer John Richardson 1797 entwickelte. Flache Schutzgläser konnten nach Bedarf seitlich vor die korrigierenden geklappt werden. Als Reise- oder 'Eisenbahnbrille' fand diese Brillenform gegen Ende des 19. Jahrhunderts große Verbreitung. Nach einem ähnlichen Prinzip funktionierten Vorhänger aus getöntem Glas, die vor die korrigierenden Brillengläser geschoben wurden, und die bis heute in ähnlicher Form gebräuchlich sind. Die entscheidende Lösung für eine Verbindung von Lichtschutzfunktion mit optischer Wirkung waren schließlich die sogenannten „Überfangläser“, bei denen eine gefärbte mit einer farblosen Glasschicht übereinanderliegend verbunden war. Gläser nach diesem Prinzip waren auch die bereits erwähnten Umbralgläser von Zeiss.107 Sonnenschutzgläser für Fehlsichtige werden bis heute nach diesem Prinzip hergestellt und verwendet.108 In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden außerdem selbsttönende, 'phototrophe' Gläser entwickelt. Diese passen sich automatisch an eine Veränderungen der Helligkeit an. Auch hier erfolgt der Verdunklungseffekt durch eine lichtempfindliche Schicht, die auf das Brillenglas aufgebracht wird.109 Gleichgültig aber in welchem Farbton, ob selbsttönend oder durchgefärbt, ob mit oder ohne optische Wirkung: Sonnenbrillen sind seit den 20er Jahren dieses Jahrhunderts die am häufigsten verwendeten Brillen überhaupt.