s ist das 18. Jahrhundert gewesen, in dem der Erfindergeist der Methoden zur Brillenbefestigung ihren Höhepunkt hatte.
Die bis dato durch Riemen und Bänder oder mit den Händen gehaltenen, sowie auf die Nase geklemmte Brillen wurden durch das Aufkommen des Perückentragens immer ungeeigneter. Die Brille wurde gesellschaftsfähig.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurden in London die ersten Brillen mit Brillenbügel, die so genannten Schläfenbrillen, gefertigt. Die erste Darstellung einer solchen Sehhilfe zeigt ein Werbeblatt des englischen Optikers Scarlett aus der Zeit um 1728.
Zwei kurze seitliche Bügel drücken an die Schläfe und halten die Brille am Kopf fest. Die Bügel reichten bis vor die Perücke und endeten oft in großen Ösen um eine zusätzliche Befestigung mit einem Band oder Riemen um den Kopf zu ermöglichen wenn man keine Perücke trug. Es dauerte nicht lange und es wurden die Seitenbügel der Schläfenbrille verlängert und mit einem Gelenk versehen, so dass die angesetzten Stücke den Hinterkopf weit oberhalb des Ohres umfassten. Für Damen und Herren wurden die aus Rund- oder Flachstäben bestehenden Bügel unterschiedlich geformt. Für die holde Weiblichkeit fertigte man einen nur leicht am Ende gebogenen Stangenbügel ohne Knick, der unter die Haare geschoben werden konnte und dabei weder Perücken oder kunstvolle Frisuren zerzauste. Für die Herren wurden die Bügel mit einem Knick, mit dem die hintere Bügelstange hinter das Ohr gelegt werden konnte, versehen.
Gleichzeitig wandelte sich die Form der Gläser von der runden Einfassung weg hin zu ersten Ovalformen, die im Laufe der Zeit immer kleiner und zierlicher wurden, da die Qualität der Materialien zunahm.
Diese Formen blieben bis weit in das 19. Jahrhundert nahezu ohne Veränderung bestehen.
nno 1900 entstanden durch steigende Qualität der Metallbearbeitung von Nickel und Stahl in London die ersten runden, elastischen Gespinstbügel. Man nannte den Bügel anfänglich Reitfeder, da er speziell für den Reiter entwickelt wurde.
Dieser Bügel machte es möglich, die Brille auch bequem für den Sport einsetzen zu können. Schnell nannte man die Brillen mit Gespinstbügel Jagd- oder Reiterbrille. Es wurde bei der englischen Aristokratie en vogue sich mit dieser "Jagd- und Reitbrille" in der Öffentlichkeit zu zeigen und sie als Straßen- und Hausbrille einzusetzen.
Es dauerte nicht allzu lange, bis diese Mode den Kanal überwunden und sich in Deutschland unter den Namen "Royal-Reitbrillen" oder "Jagdbrillen" ausgebreitet hatte.
Die Bügel dieser Brillen gelten als Vorläufer des heutigen Hakenbügels auch wegen der Form eines Golfschlägers Golfbügel genannt.
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Eisenbrille um 1735 mit Schläfenbügel und Metallring am Bügelende zur Bandbefestigung
Perückenbrille aus Schildpatt um 1830
Knick-Stangenbrille aus Eisen um 1870
Die runden Royal Reiterbrillen waren aus schwarzem oder gelbem Horn, Celluloid, Schildplatt oder Metall
Auszug unseres Angebotes an historischen Sehhilfen
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